JVA Waldheim: Todesfall – Zeuge erhebt schwere Anschuldigungen gegen das Personal

In der Nacht von Sonntag auf Montag verstarb ein Gefangener in der JVA Waldheim. Ein Zeuge erhebt schwere Anschuldigungen gegen das Personal der JVA. Das Ministerium schweigt. Die JVA gibt sich, mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen, wortkarg.

Wir erhielten gestern die Nachricht eines glaubhaften Zeugen: „Von vergangenem Sonntag zu Montag ist in Waldheim ein Gefangener verstorben. Kein Suizid. Er war ein Lebenslänglicher aus dem Irak, der seit rund 10 Jahren saß. Er hatte Herzprobleme und bekam Medikamente. Vor ca 2 bis 3 Wochen gab es einen Krankenhausaufenthalt von ihm, bei dem ihm gesagt worden sein soll, er bekomme die falschen Medikamente. In der Nacht seines Todes habe er wohl ziemlich mit Problemen gekämpft, sei angeblich von Beamten vertröstet worden, er solle den nächsten Tag abwarten.

Schließlich war gegen zwei Uhr nachts ein Rettungsteam da, ihm konnte aber nicht mehr geholfen werden. Er wurde dann morgens vom Leichenmenschen abgeholt. In die Öffentlichkeit ist davon nichts gelangt. Weder die Art der Medikamentenabgabe an Gefangene (ohne Blister, pur aufs Pfötchen), noch ob es ein Todesermittlungsverfahren gibt, geschweige denn ob und inwieweit ggf. Abläufe in der JVA mit zum Versterben beigetragen haben können. […] Nicht alle Angaben sind gesichert logischerweise.“

Die Presseanfrage an das Ministerium wurde an die JVA Waldheim weitergeleitet. Die schriftliche Antwort lautete: „Ich kann Ihnen bestätigen, dass in der Nacht vom 19.12.2021 auf den 20.12.2021 ein 42 jähriger irakischer Staatsbürger in der JVA Waldheim verstorben ist. Die Staatsanwaltschaft Chemnitz hat daraufhin, am 20.12.2021 ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet. Aufgrund des schwebenden Verfahrens kann ich keine weiteren Auskünfte geben.“ Ein telefonischer Nachfass zu den Fragen, wann der erste Hausalarm ausgelöst worden sei und wann das Rettungsteam eintraf, wurde nicht beantwortet.

Manuel Matzke, Sprecher der Gefangenen-Gewerkschaft / Bundesweite Organisation (GG/BO), dazu: „Nach unseren Informationen handelte es sich bei dem Verstorbenen um einen sehr beliebten Gefangenen. Es herrscht die Angst, dass etwas unter den Teppich gekehrt werden soll. Angesichts der hohen Suizidzahlen rund um die Feiertage, wäre mehr Transparenz seitens des Ministeriums wünschenswert. Die Gefangenen heben unter den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie ohnehin viel zu erleiden.“

Aus journalistischer Perspektive ist es heikel aufgrund einer Zeugenaussage Verdachtsberichterstattung zu publizieren. Uns liegt es fern, Bedienstete zu verdächtigen oder zu beschuldigen. Andererseits wissen wir um die schlechte medizinische Versorgung in den sächsischen Justizvollzugsanstalten. Die TAZ veröffentliche im letzten Jahr eine Recherche unter dem Titel „Krank im Knast“. Darin lautet es „Die durchschnittlichen Gesundheitsausgaben pro Gefangenen in den meisten Bundesländern liegen deutlich unter den Werten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Während die Ausgaben der GKV pro Kopf im Jahr 2019 bei 3.108 Euro lagen, waren es beispielsweise in Sachsen im Justizvollzug nur 1.942 Euro pro Person.“ An den durchschnittlichen Gesundheitsausgaben pro Gefangenen hat sich bis heute nichts geändert.

/MS

Foto: VanGore    CC BY-SA 3.0

Transparenzhinweis:
In einer früheren Version den Beitrags ist von zwei Todesfällen in einer Nacht die Rede. Folgender Abschnitt wurde aus dem Beitrag entfernt und die Überschrift geändert, da sich die Informationen von Tag24 nicht bestätigt haben. Wir bitten dies zu entschuldigen: „Zudem wurde in dem Telefonat mit der JVA ein weiterer Todesfall in dieser Nacht verschwiegen. Tag24 berichtete gestern über die JVA Waldheim: „Nach TAG24-Informationen starb in der Nacht zu Montag Ayham I. (25). Der Syrer saß eine fünfjährige Haftstrafe wegen Drogenhandels ab.“

Referenzen:

Wie ein nicht kommerzielles Medienprojekt über den Tod des Kurden in der JVA Waldheim berichtet, sei dieser an Herzproblemen gestorben. lvz.de liegen Informationen vor, die das stützen. Die Berichterstattung des „Medienprojekts“ fußt auf den Angaben eines anonymen Zeugen, der behauptet, in der Todesnacht des 19. Dezember 2021 habe er mit Problemen zu kämpfen gehabt, aber JVA-Beamte hätten ihn auf den nächsten Tag vertröstet. (LVZ)