Karim H. lebt seit mehreren Monaten in der Aufnahmeeinrichtung in Dölzig. Er leidet unter Asthma, einer schweren Atemwegserkrankung, die am 10.6.2021 von einer Leipziger Klinik diagnostiziert wurde. Die Dokumente liegen la-presse.org vor. In der Nacht vom 17. zum 18.6. erlitt er einen Asthmaanfall, wie es vorher schon mindestens vier Mal passierte. Er wendete sich an die Rezeption um nach einem Krankenwagen zu rufen. Dort wurde er als Lügner bezeichnet, die Maltester-Mitarbeiter*innen weigerten sich einen Notarzt zu rufen.
Die medizinische Versorgung in den Aufnahmeeinrichtungen ist schlecht. Einerseits ist der Umfang von Gesundheitsleistungen qua Gesetz beschränkt. Andererseits steht für mehrere hundert Personen nur temporär medizinisches Fachpersonal, insbesondere Ärzt*innen zur Verfügung. In Dölzig sieht es besonders prekär aus. Laut der Antwort des Innenministeriums auf eine Kleine Anfrage (Drs 7/1170) ist in Dölzig nur eine medizinische Fachkraft angestellt. Zwar gibt es eine regelmäßige Arztsprechstunde, für mehrere hundert Personen, die eine oft schwierige Flucht hinter sich haben und unter schlechten Bedingungen in dem Camp leben, ist dies allerdings nicht ausreichend. Denn es ist erwiesen, dass das Leben in den Massenunterkünften negative Auswirkungen auf die physische und psychische Gesundheit hat. Das zeigen unter anderen die Ergebnisse einer in 2018 veröffentlichten Studie der AOK. Die Unterbringung in Lagern habe negative Auswirkungen auf die Psyche, insbesondere bei psychisch bereits vorbelasteten Menschen. Eine Studie der Uniklinik Leipzig offenbarte 2019 den Versorgungsbedarf für Geflüchtete Menschen. Die Studie wurde in Leipziger Aufnahmeeinrichtung durchgeführt. Klar ist damit: wer an physischen Beschwerden leidet wie Karim ist weiteren Belastungen ausgesetzt. Durch psychosomatische Folgen beginnen sich physische und psychische Beschwerden zu vermengen. Eine komplexe, medizinische Lage – die allein durch die Form der Unterbringung ausgelöst werden kann. /MF RN MG