Wittenberg: Der Ausländerbehörde Menschenrechte beibringen!

Knapp hundert Menschen zogen mit einer Demonstration vom Wittenberger Markt zum Platz der Demokratie. In der Kritik stand die Ausländerbehörde in Wittenberg.

„Wir haben uns in den letzten Monaten mit Menschen, die in Lagern in ganz Brandenburg und Sachsen-Anhalt festgesetzt werden, vernetzt. Wir wollen uns gegenseitig aus der Ohnmacht, in die uns der deutsche Staat versetzt, befreien! Die Demonstration in Lutherstadt wird dabei erst der Anfang sein.“, so lautete es im Aufruf zur Demonstration in Wittenberg. 

In Redebeiträgen und Gesprächen mit den Demonstrierenden wird klar, dass die Ausländerbehörde, mit Vergleich mit anderen, besonders kritikwürdig ist. Abdoul (21) ist Industrieelektriker bei der Deutschen Bahn und fungiert als Pressesprecher der Demo. Er konstatiert: „Wir haben Behörden hier, die den Migrantinnen und Migranten das Leben zur Hölle machen. Wir, die Schwarzen vor allem, werden hier entmenschlicht. Wir haben kein Recht auf Bildung, Gesundheitsversorgung und Privatsphäre. Wir werden aus dem kulturellen Leben ausgeschlossen.“

Hardo Pacyna – Initiative „Offen Bunt Anders“

Die Initiative „Offen Bunt Anders“ aus Gräfenhainichen bietet ein Café, Deutschunterricht und Patenschaften für Geflüchtete. Hardo Pacyna begleitet Geflüchtete in diesem Rahmen zur Ausländerbehörde. „Wir erfahren diese zutiefst und unverhohlen rassistische Behandlung aus nächster Nähe.“ Er meint, dass es gerade die afrikanische Community besonders schwer habe. Er nennt zahlreiche Beispiele aus seiner Begleitungspraxis. Auf die Frage wie es sich im Vergleich mit anderen Ausländerbehörden verhält, meint er: „Die Menschen werden von der Ausländerbehörde in Wittenberg wie Vieh behandelt. Das habe ich woanders noch nicht erlebt.“ 

Ein Name der in Gesprächen mit den Demonstrierenden immer wieder fällt, ist Christoph R.. Laut Webseite des Landkreises Wittenberg ist er als „Sachbearbeiter“ für „Flüchtlings- und Ausländerangelegenheiten“ zuständig. Wir werden darauf hingewiesen, dass er heute auch als Vertreter der Versammlungsbehörde für die Demonstration zuständig sei. Wir fragen ob er im Nachgang der Demonstration für ein Gespräch bereit sei. Er verweist auf die Pressestelle. Auf die Frage ob er in der „Doppelfunktion als Mitarbeiter der Ausländer- und Versammlungsbehörde“ einen Interessenkonflikt sehe, antwortet er mit „Nein“. Die Polizei schritt daraufhin ein: „Sie haben gehört, dass der Herr keine weiteren Fragen beantworten möchte“. 


Der Demonstrationszug verlief vom Markt zum Platz der Demokratie und wurde, grade in migrantisch geprägten Gebieten gut aufgenommen. Zwischenfälle gab es keine – auch die Polizei war entspannt.

„Wir sind Menschen und wir wollen auch so behandelt werden“ 
Buré hat Radio Corax vor der Demo ein Interview gegeben.