„Karawane für das Leben… statt G7“ 

Der G7-Gipfel 2022 findet aktuell, vom 26. – 28. Juni, auf Schloss Elmau in den bayrischen Alpen statt. Die internationalistische „Karawane für das Leben… statt G7“ ist aus diesem Anlass seit Anfang Juni in ganz Deutschland unterwegs. In zahlreichen Städten, Waldbesetzungen und widerständigen Orten des „Deutschlands von links und unten“ haben sie sich mit Menschen getroffen, diskutiert und ausgetauscht. Auch in Leipzig machte die Karawane halt. Wir sprachen mit einigen Aktivist*innen.

Ina-Maria Shikongo

Ina-Maria Shikongo, Klimagerechtigkeitsaktivistin aus Namibia
„Schau, wir sitzen auf einer trockenen Wiese [im Leipziger Stadtpark Rabet]. Ich verstehe nicht, dass die Leute sich keine Sorgen darüber machen. Ebenso wie die Anzahl der Obdachlosen oder Menschen mit psychischen Erkrankungen in Deutschland. 

Ein kanadisches Öl- und Gasunternehmen, das sich mit der Exploration und Erschließung von Öl und Gas in Namibia und Botswana beschäftigt heißt es auf der Webseite von ReconAfrica. G7, das ist immer noch Kolonialismus. Bei den Aktivitäten in Afrika geht um Erdgas oder Öl. Der Krieg in der Ukraine bewegt euch. Wegen diesem Krieg muss Afrika Gas liefern. Was ist mit den Kriegen in Kamerun, Sudan oder Kongo? Was ist mit dem Übergang in erneuerbare Energien in Afrika? Lediglich in Ruanda ist ein zartes Pflänzchen der positiven Entwicklung zu verzeichnen. Organsiert euch. https://fossilfueltreaty.org ist eine gute Adresse dafür.“

Bettina Cruz, Menschenrechts- und Territorialverteidiger*in und Mitglied des Congreso Nacional Indigena (CNI) aus Mexiko
„Wir indigenen Völker haben viele Kämpfe zu kämpfen. Der wichtigste Kampf jedoch, ist der Kampf um den Boden. Der Kampf für die Verdeidigung des Bodens ist deshalb so wichtig, weil internationale Konzerne unseren Boden wegnehmen möchte. Es gibt aktuell verschiedene Megakonzerne, die unsen Boden mit Megaprojekten wegnehmen möchten. Momentan wird ein Kanal gebaut – mit 200 Kilometern Länge soll er Atlantik und Pazifik verbinden.Rund herum entstehen Autobahnen, Straßen und Minen. Aus unserer Sicht verletzt der Bau des Kanals, die Rechte der Völker dieser Region. 

Bettina Cruz und Elir Negri Lavin


Der Präsident Andrés Manuel López Obrador behauptet, wir sollten entwickelt werden. Auf die Förderung von Gas, Thermoenergie und Tourismus ohne Rücksicht auf die Natur können wir jedoch verzichten. Wir stehen jedoch Investitionen aus den USA und Militarisierung gegenüber. Militär, Marine und Nationalgarde werden von den USA und Kanada trainiert. Tausende von uns werden getötet. Wir sehen einen direkten Zusammenhang zwischen dem militärischen Auftreten und den Interessen der G7. Eine unserer zentralen Forderungen ist, dass die Waffenlieferungen nach Mexiko eingestellt werden.“   

Elir Negri Lavin, aus Morelos, Mexiko ist seit zehn Jahren Teil der Initiative «Jovenes ante la emergencia nacional» (Jugend gegen den national Notstand)
„Im Staat Morelos kämpfen wir gegen ein Projekt der Energieerzeugung. Es wird versucht zwei thermoelektrische Fabriken und eine Gaspipline von mehr als 200km Länge errichten. Die Pipeline soll durch über 60 bäuerliche Dörfer hindurchgehen. Der Staat behauptet, dass diese Energie für die Bevölkerung sei. Allerdings gibt es schon genügend Energie für die Bevölkerung. 

Unter dem Namen „Tren Maya“ wird zudem ein Infrastrukturprojekt realisiert, das schon bei der Namensgebung demagogisch ist. Der Boden bedeutet für viele Dorfgemeinschaften Essen, Medizin und Identität. Er ist vergleichbar mit einem Heiligtum. Aus dieser Verbindung der eigenen Identität mit der bedrohten Natur entsteht ein starker Widerstandswille, der militärisch gebrochen werden soll.

Zudem werden Bildung, Gesundheit und Polizei seit den 80ern, langsam aber stetig, privatisiert. 1994 wurde zwischen Mexiko, Kanada und den USA ein Freihandelsabkommen unterzeichnet, das den freien Warenaustausch zum Ziel haben sollte. Letztendlich hat sich lediglich die Abhängigkeit von Mexiko dadurch erhöht.“ 

Nadjat Hamdi, Repräsentantin der Frente Polisario in Deutschland
„Die Westsahara ist seit 1975 von Marokko besetzt. Viele internationale Konzerne beuten dort Bodenschätze aus. Diese Ausbeutung dient nur der Besatzung und zementiert sie. Der Lebensalltag der Menschen in den besetzten Gebieten der Westsahara ist bestimmt von Menschenrechtsverletzungen und fehlender Rechtssicherheit. Die leben in Camps, sie werden gefoltert und in Gefängnisse gesperrt. Seit mehr als 30 Jahren ist die Westsahara durch eine 2700 Kilometer lange Mauer abgeschnitten.  Das ist sechzig Mal länger als die Berliner Mauer. Niemand kennt die Mauer. Niemand nimmt Notiz von ihr. Nach der chinesischen Mauer ist das die zweitgrößte Mauer der Welt. Dank der 7 Millionen Minen, dem Stacheldraht und Militär ist das der gefährlichste Ort der Welt. 

Siemens, Heidelberg Zement und DHL sind nur einige Beispiele von deutschen Unternehmen die dort Ihren Sitz haben.  Auf https://wsrw.org/de könnt ihr euch weiter informieren.“

Mazlum, Defend Kurdistan
„Die kurdische Freiheitsbewegung legt einen starken Fokus auf Internationalismus und solidarisiert sich mit unterdrückten Völkern, die durch das kapitalistische System wirtschaftlich und ethnisch ausgebeutet werden. Wir wollen ein alternatives System aufzeigen, wie es mit dem Demokratischen Konförderalismus grade in Rojava realisiert wird. 

Seit 20.04.2022 bombardiert die Türkei Medya Verteidigungsgebiete. Dabei handelt es sich um einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg, der die Bestrebungen eines osmanischen Reiches weiter voran treibt. Wie in der Ukraine geschehen auch dort Kriegsverbrechen. Es gibt den Einsatz von Giftgas, es erfolgen Angriffe auf Zivilist*innen mit Drohnen. Kämpfe wie Zapatistische Bewegung in Mexiko und Rojava haben ein verbindendes Element – Selbstorganisation ohne Staat.“

Karawane pausiert im Leipziger Osten

Luca Ziegler, Presseteam der Karawane
„Leider sind heute nicht alle Aktivist*innen hier. Es fehlt zum Beispiel Silay Ghaffar. Sie ist ehemalige Sprecherin der Solidaritätspartei Afganistan und Aktivistin der Frauenbewegung. Sie lebt im Exil. Das Deutsche Konsulat hatte keine freien Termine für die Visa Vergabe. 

Das gleiche Schicksal ereilte li Nejati: Er ist von der Zuckerarbeiter*innen Gewerkschaft von Haft-Tappeh im Iran. Er ist Teil der Arbeiter*innenbewegung und des Kampfes gegen Privatisierung der agroidustiellen Gesellschaft von Haft-Tappeh. 

Sid Ahmed und Mohammed Ali, zwei Sprecher der Frente Polisario, die im Flüchtlingslager Tindouf in Algerien leben. Die Themen, zu denen sie einen Beitrag leisten wollten, beziehen sich auf den Kampf des Volkes der Westsahara für Freiheit und Unabhängigkeit und auf die Menschenrechtsverletzungen in dem vom Königreich Marokko besetzten Teil der Westsahara. Der Antrag für die Ausreise muss, ebenso wie im Iran, bei einer privaten Firma gestellt werden. Das gestaltete sich schwieriger als geplant.“