Der 18. März gewinnt als „Tag der politischen Gefangenen“ immer mehr Bedeutung. Unter politischen Gefangenen werden Menschen verstanden, die wegen ihrer politischen Einstellung oder Weltanschauung inhaftiert sind – ebenso wenn eines der Merkmale maßgeblichen Einfluss auf die Strafzumessung hatte. Die Unterscheidung zwischen „politischen“ und „legitimen“ Gefangenen ist dabei nicht immer eindeutig. Abseits dieser Frage eröffnete die Die GG/BO Soligruppe Leipzig, anlässlich dieses Tages, eine Plakatausstellung zur Gesundheitssituation im Gefängnis. Wir sprachen mit Karin von der Soligruppe.
Ihr eröffnet heute eine Plakataustellung mit dem Titel „Gefängnis, Gesundheit, Gesellschaft“ – was hat es damit auf sich?
Zu Beginn möchten wir uns erstmal beim Landesverband Hamburger Straffälligenhilfe e. V. bedanken, der diese Tafeln im Rahmen der Aktionstage Gefängnis 2019 erstellt hat und uns zur Verfügung stellte, damit wir das Thema einem größeren Publikum zugänglich machen können. Wir haben lediglich sachsenspezifische Anpassungen vorgenommen und das Design verändert.
Die Ausstellung wollten wir schon voriges Jahr veröffentlichen aber da ist uns Corona leider dazwischengekommen. Wir haben uns einfach in den letzten beiden Jahren ausführlich mit dem Thema beschäftigt und eine Vielzahl von Kleinen Anfragen angestoßen, um das zu bestätigen, was längst bekannt ist: Und zwar, dass die medizinische Versorgung im Knast unterirdisch ist und das obwohl der Gesundheitszustand von Gefangenen weitaus schlechter ist als in der Allgemeinbevölkerung. Was logisch ist, denn viele Gefangene kommen aus prekären Lebenssituationen. So sind viele Gefangene von Armut betroffen, haben keinen sicheren Rückzugsort, leben auf der Straße, waren in ihrem Leben häufig körperlicher uns psychischer Gewalt ausgesetzt, konsumieren Alkohol oder Drogen und weisen deutlich häufiger psychische und körperliche Vorerkrankungen auf und und und! Wir glauben, dass die Tafeln einen ersten wenn auch sicherlich unvollständigen Überblick geben können, mit welchen Problemen und Schwierigkeiten Menschen in Haft konfrontiert sind. Wir möchten mit der Ausstellung aufzeigen, wieso der Knast in seiner ganzen Struktur darauf angelegt ist, Menschen nicht gesünder zu machen, sondern kränker. Und Kurz und Knackig: Wir verstehen es als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe das System Knast und Strafe zu überdenken und erhoffen uns mittels so einer Ausstellung einfach ein bisschen mehr Verständnis und bestenfalls regen die doch recht kurzen Texte zu einer ersten kritischen Auseinandersetzung an.
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In einem Plakat findet sich der Link zu einer umfangreichen TAZ Recherche in der grade Sachsen ein schlechtes Attest ausgestellt wird – grade was die Gesundheitsversorgung von Gefangenen angeht. Hat sich dort zwischenzeitlich was getan?
Leider nein. Es ist schwierig, der Artikel ist von August 2019 und ich würde sagen es sind mit Corona eher weitere Herausforderungen dazugekommen. So weit wir wissen, liegen die Gesundheitskosten pro Kopf bei den Gefangenen aktuell immer noch unter dem der Krankenkassen und somit kommt der Staat dem Auftrag einer medizinischen Versorgung nach den allgemeinen Standards der gesetzlichen Krankenkassen nicht nach. Das ist Fakt. Uns erreichen immer wieder Briefe von Gefangenen und Mails von besorgten Angehörigen, die uns erzählen, dass Gefangenen keine Behandlungen erhalten oder sich diese zum Teil hart erkämpfen müssen. Einige Berichte machen uns dabei einfach nur sprachlos. Vieles können wir leider nicht veröffentlichen weil die Betroffenen das nicht möchten, aus Angst vor Repression. Das darf nicht sein und das wollen wir so nicht hinnehmen.
Wie verfolgt ihr das Thema als GG/BO Soligruppe?
Naja wie bereits erwähnt, es ist für uns schon ein wichtiges Thema- eins von vielen. Neben der Gesundheitsversorgung beschäftigt uns auch die Firma Massak, ein Unternehmen das für die Lebensmittelversorgung tätig ist oder Telio, ein anderer Monopolist in Gefängnissen der überteuerte Telefonate für Gefangene anbietet, um nur zwei Unternehmen zu benennen die sich ein goldenes Näschen verdienen zulasten der Gefangenen und so weiter uns so fort. Wenn ihr wollt schaut gerne auf die Internetseite ggbo.de oder schaut im linXXnet vorbei. Kritik, Vorschläge oder what ever, kontaktiert uns gerne und danke für das Interesse.
Die Ausstellung ist, im Rahmen der jeweils gültigen Corona-Schutzverordnung, vom 18. März bis 31. Mai im linXXnet zu besichtigen.