Tappen im Dunkeln – Hausdurchsuchungen in Connewitz

In den Morgenstunden des Mittwoch kam es zu mehreren Hausdurchsuchungen in Connewitz. Die Hintergründe sind selbst den Betroffenen unklar. Der Springer Verlag glänzt durch Hintergrundwissen.

Vogelgezwitscher schallt über das Kopfsteinpflaster in der Simildenstraße. Polizeisprecher Kay Anders teilt la-presse.org mit, dass neben dieser Hausdurchsuchung aktuell vier weitere Durchsuchungsmaßnahmen in Connewitz laufen. Es ginge um Brandstiftung, Sachbeschädigung und Strafvereitelung. Die Maßnahmen richteten sich nicht gegen Beschuldigte, sondern gegen Dritte. “Der Einsatz dient der Erlangung von Beweismitteln, welche in mehreren Verfahren der Generalstaatsanwaltschaft Dresden und der Staatsanwaltschaft Leipzig eine Rolle spielen können” lautet es in einer später versendeten Pressemitteilung des LKA Sachsen.  

 

Ausgelöst wurde der Einsatz von der Generalstaatsanwaltschaft Dresden und der Staatsanwaltschaft Leipzig. So gleichlautend Polizeisprecher Anders und das LKA. Bereits um 7:33 Uhr veröffentlichte die Welt,  eine Tageszeitung der Axel Springer SE, dass es sich um Ermittlungen mit »Verbindungen zur angeklagten Gruppe um Studentin Lina E.« handele. Des Weiteren lautet es »Ermittler gehen zudem Hinweisen auf die Frage nach, wie genau es vor wenigen Jahren zur Erstellung und Veröffentlichung der sogenannten 215er Liste kam. Dabei geht es um Daten der Personen, die am 11. Januar 2016 beim Angriff auf Connewitz dabei waren.« – wie etwa dem Justizbeamten Kersten H..

Laut dem freien Journalisten Aiko Kempen weigerten »sich Polizei und StA, einer Frau, deren Küche/Bad/Flur gerade durchsucht wird, den Grund der Maßnahme zu nennen oder einen Durchsuchungsbeschluss zu zeigen. Der richtet sich gegen die nicht anwesende Mitbewohnerin, umfasst aber auch Gemeinschaftsräume. Auch ein hinzugerufener Anwalt erhält keine Einsicht oder Hintergründe.«

Laut dem freien Journalisten Thomas Datt handele es sich um eine »Art Sammelrazzia« bei der es kein Zusammenhang zwischen den einzelnen Durchsuchungen gebe. Eine Durchsuchung würde wegen eines Baggerbrandes im Jahr 2019, die andere wegen einer Sachbeschädigung an einem Gebäude im Jahr 2021 und zwei wegen Strafvereitelung geführt werden. Eine Verbindung zu Lina E. oder der 215er Liste könne ausgeschlossen werden.

Zeitgleich spielen, laut dem Prozessbeobachter Edgar Lopez, die Durchsuchungsmaßnahmen jedoch eine Rolle in dem Prozess rund um Lina E.

Worum es bei den Maßnahmen ging, werden die Betroffenen spätestens in der Presse erfahren. »Eine Ergebnismitteilung wird mit Abschluss der Maßnahmen erfolgen« lautete es in der Pressemitteilung des LKA. Inwieweit der Springer Verlag tatsächlich Einblick in den Hintergrund der Maßnahmen hatte, wird sich dann ebenfalls herausstellen.

/MS