Eigentlich sollte die zweite Delegation der „Zapatistas“, einer Autonomiebewegung aus dem Süden Mexikos, mit zwei Flügen am Dienstag, den 14. September 2021 in Wien ankommen, aber ein Teil der Delegation schaffte aufgrund der Einreiseformalitäten den Umstieg in Madrid nicht. So kamen also erst einmal rund 90 Zapatistas in Wien an, noch einmal so Viele folgten einen Tag später.
Dennoch fand am vergangenen Dienstag eine dreistündige Willkommensfeier am Flughafen Schwechat in Wien statt, wo zahlreiche Aktivist:innen des „Anderen Europas“, des „Europas von unten und Links“, die zapatistische Luftbrigade erwarteten. Diese wurde angeführt von Subcomandante Tacho, der während der Feierlichkeiten eine viertel stündige Rede hielt. Unter anderem war zu hören, dass die Zapatistas fest davon überzeugt sind, dass der Kapitalismus als Wirtschaftsprinzip und Gesellschaftssystem für die weltweite Naturzerstörung und Unterdrückung von Indigenen, Frauen und Anderen Geschlechtern gesehen werden kann. Dieses System sei abzuschaffen, da die Lebensgrundlage der Menschen weltweit auf dem Spiel stünde, und die Zapatistas suchten nun weltweit nach Verbündeten. Europa sei erst der Anfang einer globalen Anstrengung der indigenen Bewegungen Mexikos.
Die aeronautische Delegation war am Montag zuvor von Mexiko-Stadt
aufgebrochen, um in Europa die Arbeit der ersten zapatistischen
Delegation fortzusetzen.
Bereits im Juni landete die maritime Delegation der Zapatistas per
Schiff in Spanien, um gegen 500 Jahre Kolonialismus zu demonstrieren und den genauso lang anhaltenden Widerstand der Indigenen in Erinnerung zu rufen. Am 13. August 2021 fand in Madrid in Anwesenheit dieser ersten zapatistischen Delegation unter dem Motto „Ihr habt uns nicht erobert!“ eine Demonstration am Ausgangspunkt des spanischen Kolonialismus statt.
Genau 500 Jahre zuvor ermordeten die Konquistadoren unter Hernán Cortés in Tenochtitlán, dem damaligen Zentrum des Aztekenreiches, binnen weniger Tage rund 80.000 Einwohner:innen und schufen so die Grundlage für die Beherrschung und Ausbeutung Zentralamerikas durch die spanische Krone.
Eine „Reise für das Leben“
Die nun beginnende zweite Episode der „Gira Por La Vida“, der „Reise für das Leben“, wird geprägt sein vom Austausch der zapatistischen
Delegierten mit den Kollektiven, Initiativen, Gruppen und Projekten der
Bewegungen eines „Anderen Europas“. Die Zapatistas erwarten keine
„großen Events“, sondern verfolgen die Absicht, die „Kämpfe“ in Europa
kennen zu lernen und sich mit den Aktivist:innen auszutauschen. Erwartet werden die Zapatistas in mehreren kleineren Delegationen in rund 30 Ländern Europas. In Deutschland wird ihre Ankunft seit rund zehn Monaten vorbereitet. Auf der Seite www.ya-basta-netz.org wird fortwährend über den Verlauf der „Reise für das Leben“ berichtet. / PM ya-basta-netz.org Bild „Tierra y Libertad“