Am Mittwoch machte die Karawane für Bewegungsfreiheit und gegen Abschiebungen Halt in Leipzig-Grünau. Der Platz füllte sich schnell mit Geflüchteten und Unterstützern, die von den Aktivistinnen bereits am Vormittag in den Unterkünften aufgesucht und eingeladen wurden. Wir trafen Doro und Hassan, um mit ihnen über die Karawane und ihre Ziele zu sprechen.
Wer sind Sie und warum sind Sie heute hier?
Doro: Wir sind Welcome United, ein antirassistisches Netzwerk, das es seit 2016 gibt. Es besteht aus verschiedenen antirassistischen und selbstorganisierten Gruppen von Geflüchteten und Migrantinnen aus ganz Deutschland.
Hassan: Wir sind hier, um auf die Bewegungsfreiheit für alle Menschen aufmerksam zu machen. Das Netzwerk hat schon große Paraden organisiert, wie 2017 in Berlin mit 10.000 Leuten und 2018 in Hamburg mit 35.000 Menschen.

Sie sprechen von Bewegungsfreiheit. Das kann für manche Menschen vielleicht missverständlich klingen. Was verstehen Sie darunter?
Hassan: Bewegungsfreiheit bedeutet, dass jeder Mensch selbst entscheiden darf, wo er sich aufhält. Niemand sollte von jemand anderem gesagt bekommen, dass er nicht hierhergehört. Ich selbst entscheide, wie ich mich bewege. Wir sind gegen rassistische Politik und Grenzen, die das verhindern.
Doro: Es geht darum, dass alle Menschen die gleichen Bedingungen und Chancen haben, egal woher sie . Es gibt einen wichtigen Satz in unserer Bewegung: „Niemand von uns wird frei sein, wenn nicht alle frei sind.“
Die Karawane, die Sie organisieren, hat mehrere Stationen. Können Sie uns etwas über diese Reise erzählen und was Sie dazu inspiriert hat?
Doro: Die Karawane ist eine bewusste Referenz auf den „March of Hope“ von 2015, bei dem Geflüchtete aus eigener Kraft losgezogen sind und sich einfach das Recht auf Bewegungsfreiheit genommen haben, anstatt in einem Bahnhof in Ungarnfestzustecken. Wir beziehen uns auf diese Geschichte.
Hassan: Unsere Karawane startete in Mühlhausen, nahe dem großen, isolierten Lager Obermehler, wo die Menschen unter sehr schlechten Bedingungen leben. Dort gab es eine sehr kraftvolle Auftaktkundgebung. Einige der BewohnerInnen haben über die Bedingungen im Lager gesprochen und wir ermutigen sie, sich zu organisieren.
Doro: Am zweiten Tag waren wir in Arnstadt vor dem neuen Abschiebeknast von Thüringen, wo es auch eine sehr kraftvolle Kundgebung mit vielen Stimmen der Betroffenen gab. Am Montag waren wir in Dresden bei einer Veranstaltung des Sächsischen Flüchtlingsrats. Morgen fahren wir nach Eisenhüttenstadt, wo ein neues Dublinzentrum ist. Dort werden Menschen, die in anderen europäischen Ländern Fingerabdrücke abgegeben haben, bis zu ihrer Abschiebung eingesperrt.
Was ist das übergeordnete Ziel Ihrer Arbeit?
Hassan: Wir wollen eine solidarische Gesellschaft in Deutschland aufbauen. Das kann nur durch Solidarität und gemeinsamen Kampf erreicht werden. Kämpfe für Geflüchtete, Klimaaktivisten und für bessere Wohnmöglichkeiten sind alle miteinander verbunden.
Doro: Wir werden am Samstag die große Abschlussparade in Berlin haben. Wir starten um 11 Uhr am Oranienplatz, weil dieser Ort eine lange Geschichte selbstorganisierter Flüchtlingskämpfe hat. Wir wollen uns mit dieser Geschichte verbinden und uns auf diese Kämpfe beziehen. /MS