Aktivist:innen von @leipzigbesetzen haben ein Haus in der Ludwigstraße 71 besetzt. Der Beitrag dokumentiert die Entwicklung.
— la-presse.org (@presse_org) August 21, 2020
Hier noch die Pressemitteilung und das Nutzungskonzept der Aktivist:innen:
„Heute, am 21. August 2020, haben Aktivist*innen von Leipzig Besetzen das Haus
Nutzungskonzept Luwi 71:
Das Haus der Ludwigstraße 71 wurde am Freitag den 21. August 2020 besetzt. Das
Haus soll zu einem Hausprojekt werden. Die Besetzung soll auch den Forderungen
nach einer Prioritätenverschiebung in der Leipziger Wohn- und Stadtbaupolitik
Nachdruck verleihen. Gefordert wird ebenso eine Dekriminaliserung von
Leerstandsnutzungen wie auch einen sofortigen Stopp aller Zwangsräumungen.
Der Leipziger Osten wird zunehmend zum Hotspot der Gentrifizierung.
Mietpreiserhöhungen und Luxussanierungen führen zur Exklusion finanziell
benachteiligter Personen. Der Osten, besonders das Gebiet um die Eisenbahnstraße,
soll als attraktiver und kulturell bereichernder Stadtteil erhalten bleiben und erweitert
werden.
Das Grundstück steht nun bereits seit über einem Jahrzehnt leer und wird nicht
genutzt. Daher halten wir es für unsere kulturelle und soziale Nutzung für optimal
geeignet. Das Haus besteht aus drei Etagen und ist unterkellert. Die oberen Etagen
sind mit je zwei Wohnungen mit mehreren Zimmern ausgestattet. Zum Haus gehört
ein Garten. Den Räumlichkeiten werden unterschiedliche Nutzungen zugeführt.Im Erdgeschoss entsteht Raum für ein Café/ eine Bar und eine Selbsthilfewerkstatt.
Viel Platz für den alltäglichen Austausch bei gekühlten oder heißen Getränken für
alle Menschen.
In der Selbsthilfewerkstatt wird es einige Werkzeuge und die Möglichkeit geben,
Fahrräder und andere Sachen gemeinschaftlich und mit Hilfe anderer zu reparieren.
Selbsthilfewerkstätten sind für uns ein Ort der Selbstermächtigung und des
gemeinsamen Lernens, zu dem Menschen unabhängig ihrer finanziellen Mittel
Zugang haben.
Mögliche Nutzung:
– Bar bzw. Café
– öffentliches WC
– Vortragssaal
– offene (Fahrrad-) Werkstätten
Die oberen Etagen sind als inklusive und barrierearme Wohn- und Arbeitsplätze
angedacht. Auch Seminarräume und Nutzung durch Vereine und Initiativen des
öffentlichen Interesses ist angedacht.
Mögliche Nutzung:
– Teeküche
– Selbstorganisierte Wohnformen mit allen Generationen
– Ruheräume
– Räume zur Nutzung für Initiativen/Vereine/GruppenIm angrenzenden Garten soll ein Gemeinschaftsgarten entstehen. Außerdem können
die angrenzenden Kindergärten und Schulen den Garten auch als Schulgarten nutzen.
Somit wird ein Ort des Lernens geschaffen.
Mögliche Nutzung:
– Gemeinschaftsgarten
– Schulgarten
– Nistkästen für Bienen, Fledermäuse etc.
– Fahrradstellplätze
– Platz für künstlerische Betätigung
Im Keller wird sowohl Platz für Veranstaltungen wie Konzerte, Vorträge und
ähnliches als auch für Sportgruppen sein. Dadurch wird die Lautstärke gering
gehalten und die umliegende Nachbar*innenschaft nicht gestört. Bildungsarbeit wird
geleistet.
Mögliche Nutzung:
– Bühne/Konzertfläche
– Konzertsaal
– Vortragssaal
– Sportraum
– ProberäumeVerwaltungsmöglichkeiten
Wir wollen das Haus als hierarchiefreien, solidarischen Raum, dessen Nutzung und
Verwaltung selbstverwaltet und in freier Trägerschaft ist.
Zukünftiges
Sofern alle rechtlichen Angelegenheiten geklärt sind, werden wir uns um das Haus
kümmern. Die Bausubstanz wird geprüft und auftretende Mängel beseitigt, um
Sicherheit herzustellen. Wir setzen dabei vor allem auf solidarische, ehrenamtliche
Hilfe, werden aber, wenn es nötig ist, auch auf Fachpersonal zurückgreifen. Uns ist
die Beteiligung vieler Menschen wichtig.
Wir begreifen uns und das Haus als offenes Projekt, in dem soziale Kontakte
gepflegt, neues gelernt und sich untereinander geholfen werden kann. Ein
emanzipatorischer, solidarischer Ansatz für alle Menschen ist das Ziel. Das Haus ist
für uns und zukünftige Gäste und Bewohner*innen ein Freiraum, welcher dringend
gebraucht wird.
Wir sind in jedem Fall zu Verhandlungen bereit und würden uns freuen, Sie an der
Ludwigstraße 71 begrüßen zu dürfen.
Wir fordern die Stadt Leipzig dazu auf, bezahlbaren Wohnraum zu ermöglichen.
Dazu gehört, dass Immobilien, welche der Stadt gehören, nicht an private
Investor*innen verkauft werden und ehemalige Bestände wieder in den städtischen
Besitz zu bringen. Der Mietpreisdeckel soll weiter gesenkt werden. Außerdem sollen
die Bewohner*innen mitbestimmen dürfen, wie sich der Wohnungs- und
Häusermarkt entwickelt und wie die zukünftige Bebauung der Stadt aussieht.
Bestehende unkommerzielle Freiräume sollen erhalten bleiben und nicht etwaigen
Fitness- und Freizeitparks weichen müssen. Wir wollen, dass die Stadt Leipzig unser
Vorhaben unterstützt und dem Nutzungsvertrag für die Ludwigstraße 71 zustimmt.
Dieser Vertrag richtet sich nach dem Konzept von Leipzig besetzen.“
Quelle: https://leipzigbesetzen.noblogs.org/