Eingeschränktes Gedenken – 25. Todestag von Achmed Bachir

Heute vor 25 Jahren wurde Achmed Bachir in Leipzig von einem Neonazi ermordet. Die Gruppe »Rassismus tötet« rief zur einer Gedenkveranstaltung auf. Unter Einschränkungen versammelten sich gut 200 Teilnehmer*innen.

Am 23. Oktober 1996 eilte Achmed Bachir, Mitarbeiter eines Gemüseladens, seinen Kolleginnen zu Hilfe, als diese von zwei Neonazis bedroht wurden. Der 20-jährige Neonazi Daniel Z. stach daraufhin mehrfach auf den Syrer Achmed Bachir mit einem Messer ein – welcher an den Folgen der Verletzungen verstarb. Daniel Z. wurde zu einer Jugendstrafe von neuneinhalb Jahren Haft verurteilt. Die Staatsanwaltschaft Leipzig wollte, trotz der rassistischen Drohungen, »keinen ausländerfeindlichen Hass« erkennen; auch der damalige Oberbürgermeister Hinrich Lehmann-Grube kommentierte den Mord mit «ein rechtsextremes Potential ist mir hier nie begegnet».

Die Selbstenttarnung des NSU im November 2011 führte zu einer erneuten Überprüfung der bisher nicht anerkannten Todesoper rechter Gewalt. Im Ergebnis der Überprüfung wurde Achmed Bachir erst 2012 als solches durch die Sächsische Landesregierung anerkannt.

Rund um die heutige Gedenkveranstaltung war die Polizei mit einem Großaufgebot in der Stadt. Grund war das Verbot dreier Demonstrationen, weshalb die Leipziger Polizeidirektion Unterstützung aus acht Bundesländern und einen Hubschrauber angefordert hat. Laut »Rassismus tötet« mußte auch die Gedenkveranstaltung von 17:30 Uhr auf 15:30 Uhr vorverlegt werden und die Anzahl der Teilnehmer*innen wurde auf 100 begrenzt – letztendlich fanden sich jedoch gut 200 Teilnehmende ein. Aufgrund der Demoverbote war das mediale Interesse sehr hoch. Neben Vertretern des Führungsstabs der Polizei sowie dem Leiter der Stabsstelle Kommunikation war auch Leipzigs ehemaliger Polizeipräsident Bernd Merbitz vor Ort; der „hier nur mal zufällig, auf dem Weg zur Bank vorbeigeschlendert“ ist und am Rande der Kundgebung verweilte. Verkürzt war auch die Dauer, weshalb die Versammlung – ohne Zwischenfälle – bereits 16:27 Uhr beendet wurde.

Im letzten machten, zum Gedenken an Todesopfer rechter Gewalt, über 1000 Teilnehmer*innen an der Gedenktafel halt. Endstation der Demonstration war zeinerzeit der Gedenkstein des ermordeten Kamal Kilade, dessen Todestag sich morgen zum elften Mal jährt.

 

Zum heutigen 25. Todestag Achmed Bachirs gesellt sich in diesem Jahr, der zehnte Jahrestag der Selbstenttarnung des NSU. Unter dem Motto »Reicht es?! – 10 Jahre NSU-Aufarbeitung in Zwickau« ruft das »Sächsische Staatsministerium der Justiz und für Demokratie, Europa und Gleichstellung« am 4. November, zu einem Gedenk- und Bildungstag auf. «Auf der Gästeliste fehlen Namen aus der Bundespolitik und auch die Reihen sächsischer Spitzenpolitiker haben Lücken. Wird das diesem wichtigen Gedenktag gerecht?» lautet es bei Tag24. Eine Anfrage ergab, dass Ministerpräsident Kretschmer und Innenminister Wöller am 4. November verhindert sind.

Für den 6. November ist zudem eine Demonstration unter dem Motto »gestern, heute, morgen?« in Zwickau geplant. Die Anzahl der Teilnehmer*innen wurde bislang nicht beschränkt. 

/MS