Kleingärten

Klaus (64) treffen wir auf den Weg in seinen Kleingarten. Der gemeinsame Spaziergang endet zwischen den Tomaten und macht Lust auf weitere Geschichten – und Gartenarbeit.

Was gefällt dir an Kleinzschocher?

Ich bin gebürtiger Leipziger und vor 12 Jahren nach Kleinzschocher gezogen. Wir wohnen gerne hier. Das obwohl wir an einer Kreuzung wohnen, an der es recht laut ist. Wie du siehst, gehe ich über die Straße und bin im Grünen.

Ansonsten kann hier mit Wandern, Radfahren und Gärtnern gut seine Freizeit verbringen.

Das Grün wirkt im Vergleich zum Clara Zetkin Park doch recht leer.

Na der liegt ja auch in der Innenstadt. Freitag und Sonnabend ist hier voller. Da sind Jugendliche die auf den Freiflächen Fußball spielen. Die verabreden sich im Internet und dann geht es hier rund.

Was meinst du, könnte in Kleinzschocher besser laufen?

Ich sag mal für Leute in meinem Alter ists optimal. Was ich bedauere ist, dass die kleinen Geschäfte immer mehr verschwinden. Das ist aber überall so. Ansonsten sind wir schon sehr zufrieden hier. Wie gesagt, wo hat man sonst in Leipzig so einen Übergang vom Wohnen ins Grüne? 

Gibts bei den kleinen Geschäften irgendein besonderes was fehlt? Ein Bäcker oder so?

Es gibt noch kleine Bäcker. Wie den in der Dübener Straße. In der Siedlung ist ein Bäcker, Richtung Plagwitz ist ein Bäcker und die Bäckereien in den Discountern. Wir selber fahren, weil wir beide noch arbeiten gehen, zu Kaufland nach Großzschocher. Für uns ist also alles gut erreichbar.

Wir versuchen verschiedene Lebensrealitäten abzubilden und Verbesserungsmöglichkeiten auszumachen. Wir stehen da wie der Ochse vorm Berg. Wie ists hier im Vergleich zu eurem vorherigen Wohnort?

Wir haben in Leipzig Neustadt gewohnt. Da gibts keinen Wald und lediglich kleine Grünanlagen. Man ist zwar näher zur Innenstadt aber dort kann ich selbst von hier laufen – dort drüben durch die Nonne [Nonnenwiese] und den Johannapark. Alles Grün. Das gibts in Neustadt nicht.

Momentan ists noch laut in unserer Wohnung. Das obwohl wir schalldichte Fenster haben. Aber das ändert sich auch in zehn oder fünfzehn Jahren, wenn nur noch E-Autos durch die Gegend fahren. Wenn die Straßenbahn im Gleisbett liegt, wie am Sportbad, ist sie auch recht leise. Nur am Adler, da ist sie recht laut.

Hast du was von steigenden Mieten mitbekommen?

Bei uns im Haus nicht. Bei uns und in der Nachbarschaft sind das alles sanierte Altbauten. Wir hatten das Glück, dass es hier nicht so viele Kriegsschäden gab.

Wir erreichen den Garten. Da habt ihr ja Glück gehabt einen Garten zu bekommen. 

Zu DDR Zeiten war es fast unmöglich. Heute klappts mit Geduld. Wieso, suchst du einen Garten?

Selbst wäre wäre ein Kleingarten zu viel Arbeit. Sich mit Menschen reinzuteilen wäre wohl optimal. Gerne auch ältere, denen manche Arbeiten schwerer fallen.

So jemanden suchen wir auch. Da ist mal jemand vorstellig geworden, der wollte mit helfen. Letztendlich hat er das als Nebenerwerb gesehen und wollte Preise, zu denen sich der Eigenanbau für uns nicht mehr rentiert hätte. [Wir erreichen mit unserem Spaziergang die Parzelle]

Ah ihr nutzt den Garten zur Selbstversorgung?

Ja, diese Anlage ist tatsächlich etwas speziell. Hier war quasi eine Sand- Lehm- oder Tongrube für eine Gießerei. Im Rahmen der Schreberbewegung hieß es dann zur Insolvenz, dass hier Boden aufgeschüttet und Parzellen errichtet werden. So zumidest grob die Geschichte. Dann gibts da noch die Halde, den Berg mit häuslichem Abfall, da wurden wohl auch Dinge von der Gießerei abgeladen. Die Stadt Leipzig muß mal Proben genommen haben und es heißt, dass der Boden partiell mit Arsen kontaminiert sei. Es gibt Gärten die dürfen keine essbaren Pflanzen anbauen.

Meint die Gärten sind kontaminiert?

Unseren Garten haben wir seit 2010. Damals haben uns die ganz Alten erzählt, dass die Stadt Leipzig in den 70ern mal grob eine Empfehlung herausgegeben haben soll. Nun ja, von einmal Kartoffeln essen wirst du nicht kontaminiert. Wir haben auch Gärtner, die sind 80 oder 90 geworden. Genaues weiß man nicht. Kann sein dieses Beet ist sauber und das gegenüber ist mit alter Schlacke versehen, die Arsen gebunden hat. Optimal wären Hochbeete. Das ist Arbeit und kostet Geld.

Der Beitrag ist Teil des Projektes „Perspektiven auf Kleinzschocher“.