Vor gut einer Woche protestierten ca. 80 Gewerkschafter*innen der Freien Arbeiterinnen Union (FAU) vor der Domino’s Filiale in Leipzig-Plagwitz. Anlass der Kundgebung waren ausstehende Ansprüche einer ehemaligen Mitarbeiterin. Die Forderung wurde inzwischen beglichen.
“Es geht mir persönlich nicht nur um meine Ansprüche, die erfüllt werden müssen, sondern auch um die Bedingungen […] und dass sich da endlich mal was ändert!”, erklärte die Betroffene. “Schlechte Arbeitsbedingungen sind in der Lieferdienstbranche leider Standard, doch in diesem speziellen Fall hat man wirklich den Eindruck, dass auch noch der allerletzte Cent aus den Arbeiter*innen heraus gepresst werden soll” ergänzt Max Fuchs, Pressesprecher der FAU Leipzig.
Ziel der FAU war es, auf die Arbeitsbedingungen in der Lieferdienstbranche aufmerksam machen und Beschäftigte in diesem Bereich dazu motivieren, sich an ihrem Arbeitsplatz zu organisieren.
Druck auf Mitarbeiter:innen mit System?
Am gleichen Tag zur Kundgebung in Leipzig kam es in der Gemeinde Agia Paraskevi, etwa zehn Kilometer nordöstlich von Athen, ebenfalls zu Protest gegen Domino’s. Auf der Webseite Kollektivs Rouvikonas lautet es dazu sinngemäß:
Anfang März 2021 feuerte Domino’s Pizza Agia P. einen seiner Auslieferungsmitarbeiter mit der Begründung, er sei nicht effizient genug. Die Realität hinter der Rechtfertigung scheint eine andere zu sein, denn das einzige „Vergehen“, dessen sich der Arbeitnehmer schuldig gemacht zu haben scheint, ist, dass er sich mit kontinuierlichen gewerkschaftlichen Aktionen aktiv für die Gewährleistung grundlegender Arbeitszeiten, Gesundheit und Sicherheit eingesetzt hat, wie z.B. die Bereitstellung von Ausrüstungsgegenständen für die Auslieferungsmitarbeiter, wie sie für diese vorgesehen sind.
Bis heute weigert sich Domino’s, die Entlassungsentscheidung zu widerrufen und beharrt auf dem Vorwand der Effizienz. Dieser Vorwand fällt völlig in sich zusammen, wenn man berücksichtigt, dass der Mitarbeiter in den letzten Zeiträumen gezielt seine Stunden reduziert hatte. Diese Stundenreduzierung ist eine gängige Praxis von Unternehmen in den Verteilerkreisen, in denen Firmen/Filialen oder Personalmanagementpartner niedrige Mindeststundenverträge anbieten, die es dem Tagesmanagement ermöglichen, die Arbeitnehmer zu Zeiten mit Mindeststunden und damit zu Mindestlöhnen zu verdammen, um sie zwischen Einhaltung oder Kündigung zu erpressen.“
Domino’s Pizza, die Marke der 1960 gegründeten Schnellrestaurantkette, ist mit unterschiedlichen Körperschaften an der New York Stock Exchange (NYSE) und der London Stock Exchange (DOM) notiert. Domino’s Pizza liefert, nach eigenen Angaben, jedes Jahr ca. 400 Millionen Pizza aus und zählt über 14.000 Lokale in über 80 Ländern.
Die Kundgebung in Leipzig brachte Erfolg
Auf eine, am Montag nach der Kundgebung abgesendete, Presseanfrage zum Sachverhalt antwortete Domino’s nicht. Stattdessen wurden am gleichen Tag die ausstehenden Beiträge vollumfänglich überwiesen. „Gewerkschafltliche Organisierung lohnt sich“ so Pressespecher Fuchs zum nun abgeschlossenen Arbeitskonflikt. /MS