Tiere im Krieg

Solidarische Netzwerke versorgen nicht nur Teile der Zivilbevölkerung oder des Militärs – auch Tiere können sich in und um Kyiv auf starke Netzwerke verlassen.

Anna Smirnova verkauft Flugtickets über ein Maklerbüro. »Gut, das Geschäft ist etwas zurück gegangen.« kichert sie. Wir treffen Sie an einer Veterinärmedizinischen Klinik Astivet, die nach Kriegsausbruch auch als Tierheim fungiert.

Anna mit dem Rüden „Malysch“ – Geht zweimal täglich zwei Stunden Soligassi

Anna ist eine der Volunteers. Menschen die sich ehrenamtlich und selbst organisiert in gesellschaftliche Organisationen einbringen. Etwa wie bei Tierhilfsorganisationen in Deutschland. Mit Kriegsbeginn in der Ukraine wurde diese Struktur auf Selbstverteidigung, medizinische Versorgung und Lebensmittelversorgung erweitert. Wenngleich sich das Leben in Kyiv für deutsche Gewohnheiten relativ normal anfühlt, reicht es an manchen Stellen jedoch nicht.

Dabei arbeiten die Volunteers auch fachübergreifend zusammen. Von der Versorgung abgeschnittene Dörfer um Kyiv, auch rund um Bucha, werden von gemeinsamen Konvois der Lebensmittelversorgung und Tierrettung angefahren. Dabei werden über Spenden finanzierte Lebensmittel, Wasser und Medikamente verteilt – auch Tierfutter. Falls ein Tier krank ist, wird es mitgenommen und versorgt. Wir haben einen solchen Konvoi begleitet.

Die Tierrettung in Kyiv verfügt über einen eigenen hohen Organiseriungsgrad. Anna geht mit den Hunden der Klinik täglich vier Stunden Gassi. »Zwei morgens und zwei Abends. Mein Tracker hatte gestern 23 gelaufene Kilometer registriert« verkündet sie stolz auf unserer Gassi-Runde.

»Nach den Angriffen sind viele geflohen und haben ihre Tiere mit Nahrung in der Wohnung gelassen« meint Lilia. Wir treffen sie an der Klinik nach unserem Rundgang. Sie ist bei den im Rettungsteam zoopatrul.ua aktiv. Im normalen Leben arbeitet sie als Visagistin bei einer TV Produktion. »Wir sind in Chatgruppen organisert und fahren bei einer Meldung mit klarer Besetzung raus.« Wenn Meldungen über eingesperrte Tiere in der Chatgruppe auftauchen, sitzt jemand mit Klettertechnik und Öffnungstechnik im Auto. »Teils haben wir Wohnungen geöffnet, teils die zurückgelassenen Tiere durch den Türspion mit Nahrung und Wasser versorgt«. Leider wird unser Interview von zwei Raketen unterbrochen.

Lilia – zoopatrul.ua aktiv

Zwei Tage später, treffen wir Alina, die uns durch die Klinik führt. »Es ist beachtlich, wie sich das Leid der Menschen und Tiere ähnelt« konstatiert Viktor, der Alina im Video übersetzt, nach dem Dreh. »Bei den Menschen sehen wir das nur nicht so offensichtlich, weil sie selten so schutzlos ausgeliefert sind.«


Webseite der Klinik mit Vorstellung des Teams und Spendenmöglichkeit.

Die Welt schaut auf die Ukraine. Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen berichten über Kyiv und andere Städte, die vom Krieg Russlands betroffen sind. Wir haben uns dazu entschlossen Leipzigs älteste Partnerstadt zu besuchen und die Geschichten der Menschen zu erzählen. Hier im Ticker halten wir euch über die Reise auf dem laufenden und verlinken produzierte Beiträge. 

Kyiv-Ticker