50. Internationaler Roma Tag in Leipzig

Heute vor 50 Jahren, am 8. April 1971, fand der erste Welt-Roma-Kongress in Orpington, einem kleinen Vorort von London, statt. 23 Roma-Aktivist*innen aus 9 Staaten Europas beschlossen die Verwendung der Eigenbezeichung „Roma“ als Verbannung von diskriminierenden Wörtern wie „Gipsy“ oder „Zigeuner“. Zudem gaben sich die Roma eine Flaggedie obere Hälfte „Blau“ für den Himmel, die untere Hälfte „Grün“ für das Land – in der Mitte ein rotes Ashoka Chakra welches die Herkunft der Roma aus Indien symbolisieren soll. Das Lied „Jelem, Djelem“ wurde vom Kongress als Hymne der Bürgerrechtsbewegung angenommen
 

Die, auf dem Welt-Roma-Kongress beschlossene, Bezeichnung „Roma“ steht für ganz verschiedene Gruppen wie Bashalde, Boyash, Churari, Gitanoes, Kalderash, Kalo, Lovari, Luri Romungro Manouches, Machavaya, Ungaritza, Romanichal, Rudari, Sinti, Travellers, Yenish, Xoraxai und weitere. Trotz Unterschieden in Sprache, Kultur, Religion und Geschichte verbindet sie eine jahrhundertelange Geschichte der Unterdrückung und Ausgrenzung, die in der Vernichtung hunderttausender Roma durch das NS Regime gipfelte. Der Holocaust an den Roma wird auf Romanes Porajmos bezeichnet.
 
50 Jahre nach dem Gründungskongress lässt sich feststellen, dass die Vielfalt der Roma-Gruppen zugleich ein Problem für eine starke Organisierung und Interessenvertretung ist.  So fällt es auch internationalen Organisationen, EU und nationaleRegierungen leichter, die Forderungen nach Gleichberechtigung abzuwehren. Es mangelt klar an politischem Willen die Gleichberechtigung der Roma umusetzen. 
 
In Ländern Südost- und Osteuropas leben Roma am Rand der Gesellschaft, oft abgeschnitten von humanitären Lebensstandards. „Es ist beschämend, dass die fast 12 Millionen Sinti und Roma in Europa heute immer noch mit Ausgrenzung, Diskriminierung, Apartheid und Gewalt konfrontiert werden. Und das, trotz ihrer Jahrhunderte alten Geschichte, trotz des Holocaust, in dem im NS-besetzten Europa 500 000 Sinti und Roma ermordet wurden. In vielen Ländern haben die Menschenrechte nach den Erfahrungen der nationalsozialistischen Barbarei einen hohen Stellenwert. Doch gelten diese immer noch nicht für alle Sinti und Roma in Europa. Diesen beschämenden Zustand müssen wir gemeinsam, als gesamte Gesellschaft, endgültig ändern. Wir appellieren daher an die nationalen Regierungen, den strategischen EU-Rahmen umzusetzen und die Roma endlich als gleichberechtigten Teil der Gesellschaft wahrzunehmen.“, konstatiert Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Sinti und Roma. „Antiziganismus muss endlich genauso und konsequent geächtet und bekämpft werden wie Antisemitismus“ ergänzt er anlässlich des Feiertags in einem Video-Statement.
 
Auch die Stadt Leipzig tut sich diesbezüglich weiterhin schwer. 2016 schrieb die Initiative „Leipzig Korrektiv“, gemeinsam mit zahlreichen Persönlichkeiten, wie Küf Kaufmann, Sebastian Krumbiegel, Erik Wolf und Cornelia Ernst einen Brief an den Oberbürgermeister Burkhard Jung um, „mit dem Hissen der Roma-Fahne am 8. April, am Neuen Rathaus ein starkes Zeichen zu setzen“.
 
Ein daraufhin im Juni 2019 eingereichter Antrag der Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen und der Linksfraktion fand nur in Teilen eine Zustimmung des Stadtrates, das Hissen der Roma Fahne fand keine Mehrheit. Auch zum 50. Jahrestag bleibt daher lediglich das Denkmal am Schwanenteich hinter der Oper als einzig symbolträchtiger Ort.
 

Heute, am 08. April, organisiert sich die Community unter https://romanistan.com/ mit einem breit aufgestellten Online-Kongress anlässlich des Feiertages. 

Am 14. April um 18:30 Uhr findet eine Online-Diskussion unter dem Titel „Exklusion. Roma- und Sintifeindlichkeit gestern und heute. Was müssen wir dagegen tun?“ statt.