Demo aus dem Süden zu #le0509: „Nationalisten und Rassisten werden wir aus den Demos boxen“

Die „Antifaschistische Initiative – Soziale Kämpfe verbinden“ ruft zu einer Zubringer-Demonstration um 17:30 Uhr vom Südplatz in die Innenstadt auf. Hintergrund ist die Demonstration „Heißer Herbst“ von Sören Pelmann, zu der auch rechte Gruppen mobilisieren. Wir sprachen mit Emilia und Ricky von RWL aus der Initiative.

LA-PRESSE.ORG: Ihr ruft zu einer Demo auf. Worum geht es?

Emilia: Sören Pellmann hat für den 5.9. zu einer Demonstration anlässlich der Energiekrise aufgerufen, welche uns diesen Herbst und Winter erwartet. Diesen Aufruf haben leider auch rechte Medien wie das Compact Magazin oder die Freien Sachsen zum Anlass genommen, zu einer Beteiligung aufzurufen. Nach dem Motto „Endlich haben es die Linken begriffen und machen jetzt bei uns mit“.

Wir sehen jedoch ganz klar, dass die Energiekrise, die auf uns zukommt, ein Klassenkampfthema ist und das rechte Kräfte dort überhaupt nicht zu suchen haben. Wir werden einerseits da sein, um Menschen zu informieren, andererseits werden wir rechte Raumnahme verhindern.

Ricky: Der Termin hat uns kalt erwischt. Es hat sich ja lange Zeit angebahnt, dass etwas passiert. Wir erleben ja selber, dass Leute die ihre monatlichen Finanzen auf Kante genäht haben, plötzlich merken, dass das nicht mehr funktioniert. Dass die Leute zu wenig Geld haben um über den Monat zu kommen. Leute die 100, 200 Euro im Monat beiseitelegen konnten, können das jetzt nicht mehr. Das war die Inflation, Sprit und nun kommen die Gaspreise dazu. Grade den Leuten im Osten fehlen die finanziellen Reserven um damit umgehen zu können.

Wir wussten, dass dieses Problem kommt. Dass die Fragen spätestens im Winter drängender werden. Wir haben aber nicht damit gerechnet, dass es zeitnah zu einer großen Demo an einem Montag in Leipzig kommt. Wir greifen das jedoch auf, weil das Thema sehr drängt und den Menschen unter den Nägeln brennt. Anderseits versuchen Nazis, Querdenker und das ganze Gesocks wieder einen Raum zu finden, wo sie ihre ideologischen Fehlpässe reinballern können. Das werden wir mit aller Kraft verhindern.

Trotzdem versuchen wir die Ampel-Regierung unter Druck zu setzen, damit unsere Klasse nicht die Krise der Regierung ausbaden muss.

LA-PRESSE.ORG: Die Montagsdemos sind seit den Pegida Protesten 2014 und den „Spaziergängen“ der Freien Sachsen klar von rechts besetzt. Pellmann versucht in diesem Umfeld an die Montagsdemos in der DDR anzuknüpfen. Wie steht ihr zu der Terminwahl?

Emilia: Wir hatten auf die Terminwahl keinen Einfluss. Sören Pellmann hat das angemeldet. Wir hatten darüber diskutiert, wie wir damit umgehen und sind zum Ergebnis gekommen, dass es wichtig ist das Thema aufzugreifen jedoch auch die rechte Raumnahme zu verhindern. Ein anderer Termin wäre vielleicht zu szenelastig. Es ist wichtig, dass es einen breiten Protest gibt, der auch von Wutbürgern getragen wird – die sollen jedoch nicht mit den Freien Sachsen laufen.

Ricky: Aus meiner Sicht, und wahrscheinlich auch dem überwiegenden Teil meiner Gruppe, war der Montag ein blöder Tag zu Demonstrieren.  Wir sind der Meinung, dass Demonstrationen eher Freitags- oder Samstags erfolgen sollten. Dort haben die Leute mehr Zeit, Kraft und Raum zu demonstrieren – bis auf die Schichtarbeiter, leider. Mit dem Wort Montagsdemo wird noch immer viel verbunden. Dass Organisatoren daran anknüpfen möchten ist nachvollziehbar. Dass Begriff Montagsdemo noch so positiv besetzt ist, schließe ich für Sachsen mal aus. Wenn Einzelpersonen oder Parteien das ändern wollen, ist das ihr Recht. Wir wurden nicht gefragt.

LA-PRESSE.ORG: Das scheint vielen Gruppen so zu gehen.

Ricky: Ja. Auch wir hätten lieber große Bündnisse gehabt, die von sich aus schon ausschließend auf die ganzen Rechten wirken. Also Gruppen die eh klar konträr zur AfD und den ganzen Untergruppierungen stehen. Jetzt steht die Anmeldung und man kann es sich nicht aussuchen. Wir sollten dann auf der Straße sein, wenn es notwendig ist. 

Emilia: Wir hätten es tatsächlich besser gefunden, wenn das Thema mit migrantisch geprägten Gruppen, Initiativen, Gewerkschaften und Jugendverbänden in einem Bündnis aufgegriffen worden wäre. Daran wird aktuell ja auch gearbeitet. Sowas braucht jedoch auch seine Zeit. Sören Pellmann hat zwischenzeitlich einfach agiert und das finde ich gut. Wenn im Herbst und Winter die Rechnungen einfliegen, gibt es immer noch genug zu tun. Grade bei dem Thema müssen wir langfristig denken und handeln. Das lässt sich in Bündnissen am besten realisieren.

LA-PRESSE.ORG: Auf was stellt ihr euch am Montag ein und wie wollt ihr darauf reagieren?

Der 5. September wird auf jeden Fall dynamisch werden. Das liegt alleine an der Situation, dass es mehrere Versammlungen linker und rechter Gruppen in der Innenstadt gibt. Unser Ziel ist es die Rechten so stark und hart wie möglich aus der Stadt zu treiben, zu verhindern, dass sie auf linke Kundgebungen kommen und diese vereinnahmen. Rechte sind auf ihre Symboliken, ihre Fahnen und Banner angewiesen. Dadurch machen sie sich angreifbar und das werden wir nutzen. 

Die Arbeiterklasse hat nichts davon Probleme mit nationalen oder rassistischen Antworten zu lösen. Nationalisten und Rassisten werden wir aus den Demos boxen, wenn wir sie treffen.

Emilia: Wir können nicht einschätzen was uns erwartet. Wir müssen mit allen Eventualitäten rechnen. Fest steht, dass Rechte nichts auf linken Demos zu suchen haben.  Wenn die einmal merken, dass das klappt, ist es zu spät. Das wird nicht passieren.

LA-PRESSE.ORG: Welche Ausdrucksform wird eure Demonstration haben?

Ricky: Die Demonstration soll Menschen in die Innenstadt bringen und ein ganz klares linkes Statement sein. Wir wollen, dass die Reichen die Kosten übernehmen. Wir wollen, dass Unternehmen für die Krise einstehen und die Inflation solidarisch aufgefangen wird. Wir wollen, dass der ÖPNV kostenlos gestaltet wird, Essen an Schulen und Kitas kostenfrei zu Verfügung steht. Wir wollen, dass Harz4, Renten und Wohngeld angepasst werden, damit die Menschen über den Winter kommen. Deutschland- und AfD Fahnen haben da keinen Platz. Wer ihnen das zeigt und wie das geschieht überlassen wir jedem nach seinen Möglichkeiten. Wir hoffen auf linke Symboliken und die Botschaft, dass Leipzig rot bleibt.Emilia: Klares Ziel der Demo ist es, zur Kundgebung zu kommen. Sollte die Polizei das verhindern wollen, werten wir das als politische Antwort auf den Versuch der rechten Raumnahme im roten Leipzig. / MS

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