Kundgebung am 15. Februar 2022 anlässlich des Prozesses gegen Riccardo S. und Martin K. wegen Beteiligung am Neonazi-Angriff in Leipzig-Connewitz 2016
Für Dienstag, den 15. Februar 2022, ruft die Gruppe “Rassismus tötet!” – Leipzig zu einer Kundgebung um 12:30 Uhr vor dem Amtsgericht Leipzig in der Bernhard-Göring-Straße, unter dem Motto “Netzwerk voller Einzeltäter – Nazihools, die wahrscheinlich längste letzte Reihe der Welt?”, auf. Anlass ist der Prozess gegen die Neonazis Riccardo S.und Martin K. wegen ihrer mutmaßlichen Beteiligung am Überfall auf Connewitz am 11. Januar 2016.
Damals zogen mehr als 250 Neonazis und rechte Hooligans durch den Stadtteil Connewitz und attackierten mehrere Menschen, Geschäfte, Kneipen und Autos.
Ein Prozess gegen die beiden Angeklagten scheiterte am 25. Januar 2022, zu diesem Termin gab es bereits eine Kundgebung.
Hannes Heinze für die Gruppe “Rassismus tötet!” – Leipzig:
“Angeklagt sind zwei Rechte, die schon seit vielen Jahren tief in die rechtsradikale Szene in Leipzig und Sachsen verstrickt sind. Vor Gericht werden leider kaum Erkenntnisse über die Organisation des Angriffes und die beteiligten Strukturen bekannt, auch weil die Justiz und Polizei sich dafür nicht interessiert. „Strukturermittlungsverfahren“ gibt es in Leipzig eben nur gegen Antifaschist*innen, nicht bei Neonazis. Um der Entpolitisierung im Verfahren und teilweise auch in den Medien entgegen zu wirken, veranstalten wir Kundgebungen vor dem Gericht und rufen zur Prozessbegleitung auf.”
Aussagen von Betroffenen, die verletzt wurden oder sich nur knapp der körperlichen Gewalt durch die Angreifer entziehen konnten, spielen in den meisten Prozessen keine Rolle.
“Bei den meisten Angeklagten handelt es sich um Angehörige von rechten Hooligan-, Kampfsport- und Kameradschaftsstrukturen, viele mit einem langen Vorstrafenregister, was die Urteile auf Bewährung umso absurder erscheinen lässt, auch weil einige Täter bereits unter Bewährung standen und nach dem Angriff in Connewitz versuchen weiterhin Menschen zu attackieren. Martin K. war am 7. November 2020 in Leipzig mutmaßlich mit weiteren Rechten auf der Suche nach gezielten Auseinandersetzungen mit Gegendemonstrant*innen.”, so Heinze weiter.
Beispielhaft dafür steht auch der zweite Angeklagte Riccardo S.: Seine Aktivitäten in der rechten Szene reichen zurück bis in die Zeit der Montagsdemonstrationen in Leipzig unter Beteiligung von Rechtsradikalen, sowie den massiven Angriffen auf Linke und Alternative in den 90er Jahren. Er ist international bestens vernetzt, 2011 begleitete er die extrem-rechte Hooliganband “Kategorie C” aus Norddeutschland auf deren Russlandtournee 2011. Es war der Sänger der Band „Kategorie C“, der am 11. Januar 2016 Legida zum einjährigen “Geburtstag” ein Ständchen sang und gratulierte, während parallel die mehr als 250 Neonazis in Connewitz angriffen.
Riccardo S. gehörte auch zu jenen Neonazis, die 2009 Spieler und Fans des Roten Stern Leipzig in Brandis angriffen, dafür wurde er zu 23 Monaten auf Bewährung verurteilt. Im Jahr 2018 erhielt er wieder Bewährung, diesmal wegen illegaler Entsorgung von Schrott, MDR-Investigativ hatte darüber berichtet.
Pressemitteilung: Rassismus tötet!
Foto: la-presse.org